Pikachu vs. Red Dead

Nachdem sich bereits alle zu den Blockbuster-Games von Nintendo und Rockstar geäußert hatten, reihe ich mich nun in die mittlerweile leere Schlange aus Meinungen ein, um auch ein Teil der Meinungsmaschine Internet zu werden. 

Red Dead Redemption 2 war für mich als Zuflucht gedacht. Eine riesige Welt als Spielwiese. Ohne moderne Ablenkungen wie in GTA kann man durch den glorifizierten wilden Westen reiten. Der erste Teil hatte mich bereits mit seinen plötzlichen Nebenmissionen in den Bann gezogen und ich erinnere mich noch immer an die intensiven Spielstunden. Wenn ein Videospiel es schafft, dass ich mich an das Spielen selbst zurückerinnern kann, dann hat es sein Potential zufriedenstellend ausgeschöpft. 

Pokémon Let’s Go hatte den gleichen nostalgischen Vorteil. An das Spielen der ersten zwei Editionen erinnere ich mich stärker zurück als an alle anderen Spieleerlebnisse zusammen. Ich war von Anfang an dabei und habe quasi das gesamte Nostalgiepotential von Pokémon ausgeschöpft. Immerhin erschien Pokémon exakt an meinem fünften Geburtstag – aber leider nur in Japan und dann drei Jahre später in Deutschland. In der blauen Edition habe ich alle 150 Pokémon gefangen. Und damals gab es noch kein Internet. Für die Komplettierung haben wir unsere GameBoys per Linkkabel miteinander verbinden müssen. Wenn das meine Enkel hören!

Beide Spiele profitieren von einem fetten emotionalen Bonus. Doch welches Spiel kann sich heutzutage behaupten? Tatsächlich hat mich das Spielen von Red Dead Redemption 2 ermüdet, weil ich mir keinen Fehler erlauben wollte. Jeder Button löst in diesem Spiel tausend verschiedene, kontextsensitive Aktionen aus und am Ende jedes Missgeschicks hat man ungewollt ein Kopfgeld am Nacken. Und das macht weder Spaß, noch sorgt es für mutige Entscheidungsmomente. Es gibt zwar Methoden, um dem Ganzen irgendwie Herr zu werden, aber grundsätzlich will das Spiel nur, dass man die coole Story nach den Regeln von Rockstar durchspielt. Die Geschichte bereitet mir durchaus Spaß, aber durch die spielerischen Einschränkungen wird sie sehr getrübt. Das mit der Freiheit hat ein modernes Legend of Zelda: Breath of the Wild wesentlich besser hingekriegt.

Gewisse Shooter lösten in mir schon immer aus irgendeinem Grund Unbehagen aus, aber Red Dead Redemption 2 treibt das Gefühl nochmal auf die Spitze. Meistens sind die Konsequenzen von Fehlern nicht schlimm (in Hauptmissionen z. B. überhaupt nicht), aber ich habe trotzdem keine Lust, mich wegen der trägen und komplizierten Steuerung damit auseinanderzusetzen. Ich spiele also ausschließlich den netten Cowboy und immer schön unauffällig bzw. low-profile. „Bloß nicht auffallen“ lautet die Devise. Nichtsdestotrotz ist es ein Meilenstein der Spielegeschichte mit vielen Höhepunkten, die ich sehr genieße.

Auf der anderen Seite haben wir Pokémon Let’s Go, ein beeindruckendes Remake der ersten Editionen Rot, Blau und Gelb. Ein paar wenige Dinge sind anders. Vor allem wurde am Gameplay geschraubt und die Grafik strahlt und pupst Regenbögen. Der Umfang ist für moderne Spieler etwas dürftig. Mir aber egal. Ich mag kleinere Spiele ohnehin lieber. Es ist ein Feel-Good-Spiel, wofür Nintendo ohnehin steht. Aber hier haben sie nochmal eine Schippe mehr Glitzer draufgebaggert. Ich habe das Spiel eingesogen und mich wirklich entspannen können. Und das hat zur Abwechslung echt gut getan. Pokémon Let’s Go wäre nicht mein Spiel des Jahres, aber definitiv ein Highlight, das durch seinen Gute-Laune-Faktor andere Highlights wie Red Dead Redemption 2 aussticht und grinsend hinter sich lässt.

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