An meinem ersten Tag erfuhr ich, dass man nicht mehr durchfallen kann, wenn man einmal die Aufnahmeprüfung bestanden hatte. Ab jetzt muss man nur noch fleißig genug sein, um die Scheine mit den Creditpoints zu kassieren. Und dieser Fleiß variiert zwischen zweimal ‘Hallo’ sagen und fünfzig Prozent Anwesenheitspflicht.
Das soll nicht heißen, dass mein Studium keinen Anspruch hat. Worauf ich hinaus will ist, dass mein Studiengang keinerlei Angst macht. Druck entsteht nur, wenn man ihn sich aussucht und sich den gebotenen Herausforderungen bedingungslos stellt.
Als “Allround-Designer” ist man nicht mal eben auf allen Gebieten ein Meister. Der eine mag mehr technisches und der andere mehr künstlerisches Verständnis haben. Jeder Prof erwartet aber, dass man gerade seinem Fachgebiet oberste Priorität einräumt. Doch um ein Prüfungsfach zu bestehen, bedarf es keiner Perfektion. Letzten Endes wählt man selbst, wie viel einem dieses oder jenes Unterfangen wert ist, ohne bedrohliche Konsequenzen zu spüren. Den Schein bekommt man sowieso irgendwie.
Auch wenn am Ende ein paar Noten auf den Scheinen stehen sollten, so haben diese keinen ausschlaggebenden Wert, wenn man in den Tümpel namens Arbeitsmarkt springt. Was bei einem Designer entscheidet, ob er einen Job kriegt oder nicht, sind nicht die Noten auf einem Abschlusszeugnis. Es ist allein die Leistung, die er vorzeigen kann. Bilder, Visionen und Ideen, mit denen man sich beschäftigt hat. Und womit man sich beschäftigt, sollte nicht die Uni entscheiden, sondern immer man selbst. Und darin liegt der große Vorteil meines Studiums. Denn genau das darf man tun. Man darf sich austoben, in verschiedene Fachbereiche schnuppern und die eigenen Stärken finden, um am Ende ein Portfolio zu haben, was frei und aus eigener Motivation heraus entstanden ist.