Wie weit sind wir von Robotern entfernt, wenn sie auch nur aus Fleisch und Blut bestehen? Liebe, Hass und alles dazwischen empfinden? Wenn sie sich schmerzlichst an Vergangenes erinnern und ums Überleben kämpfen? Uns unterscheidet nur noch die Art und Weise, wie unser Gehirn funktioniert, und die Möglichkeit, dass wir die Roboter wie mit einer Fernbedienung ausschalten können.
Solche und weitere Gedanken mache ich mir, wenn ich Westworld schaue.
Westworld spielt in einer Zukunft, in der Menschen viel Geld dafür zahlen, um in einem Freizeitpark, der dem Wilden Westen nachempfunden ist, die Sau rauszulassen. Freizeitpark trifft es aber nicht ganz. Nennen wir es lieber eine Kopie oder Simulation des Wilden Westens, die bewohnt wird von menschengleichen Robotern. Diese „Hosts“ werden tagein tagaus von den Besuchern – den „Newcomern“ – erschossen, geschlagen und sexuell misshandelt. Westworld ist eine Spielweise für unsere innersten Bedürfnisse, die im Alltag keinen Platz finden. Ein Videospiel zum Anfassen, ein Porno zum Mitfühlen.
Aus dieser kruden Zukunftsfantasie entspinnen sich zahlreiche Erzählstränge über Gäste, Roboter und die Erschaffer der Westworld. Die Darsteller dahinter können sich wirklich sehen lassen. Vor allem Sir Anthony Hopkins, Evan Rachel Wood und Jeffrey Wright haben es mir angetan. Daneben zog mich die Serie vor allem an, weil sie als das „neue Game of Thrones“ gehandelt wurde. Und so hoch meine Erwartungen auch waren, sie waren bei Weiten nicht so hoch, wie sie hätten sein können. Die erste Folge hat mich wirklich positiv überrascht, weil mir vorab gar nicht bewusst war, worum es genau ging und wie sich die Serie anfühlt. Ich hatte also einen mehr als positiven Start und mit dieser Energie konnte ich auch die restliche Serie unbesorgt weitergucken. Viele bemängeln, dass Westworld mit der Zeit nachlässt. Ja, das tut es, aber sehr dezent. Die einen wird es mehr stören als andere. Mich störte es nicht, weil ich die richtige Erwartungshaltung hatte. Andere werden durch zu hohe oder falsche Erwartungen schnell enttäuscht werden können. Es ist immerhin eine sehr komplexe Geschichte irgendwo zwischen Science-Fiction und Western.
Das ganze basiert auf dem gleichnamigen Film aus dem Jahr 1973. Für die Serie Westworld sind Filmemacher wie Jonathan Nolan und J.J. Abrams verantwortlich. Beide sind dafür bekannt, Mysterien eine besonders große Rolle zu geben. Und das merkt man in Westworld in jeder Episode. Das mag Fans von Lost oder Prestige begeistern, aber andere werden sich schnell vergrault fühlen. Ich für meinen Teil war mit dem Ende der ersten Staffel zufrieden. Es war kein großer Knaller, aber ein würdiger Abschluss eines ersten Kapitels. Ob und wie eine zweite Staffel an die Geschichte und den Erfolg anknüpfen kann, werden wir erst 2018 sehen.