Der erste John Wick hat mich überrascht und gut unterhalten. Der zweite Teil war wider Erwarten nur okay. Und egal wie schlecht John Wick 3 hätte sein können, eines war sicher: Keanu Reeves enttäuscht in dieser Rolle einfach nicht.
Das dritte Kapitel der John Wick-Saga schließt direkt an die Geschichte des zweiten Teils an. Noch immer kocht das Blut in John Wick, auf den nun ein gewaltiges Kopfgeld ausgesetzt ist. In der Unterwelt ist natürlich alles perfekt organisiert und um Punkt 18 Uhr ist John Wick exkommuniziert und offiziell zum Abschuss freigegeben. Die ersten 20 bis 30 Minuten sind dadurch ein absolutes Actionfest. Es passieren Dinge auf der Leinwand, die ich mir weder hätte vorstellen können noch hätte wünschen wollen. Es ist ein Ballett der überspitzten Gewalt. Die Vorgänger hatten durchaus kreative Ansätze, aber hier geschehen Dinge, die im Gedächtnis bleiben. Die Stichworte Buch, Messer, Pferde und Hunde werden mich auch in Zukunft zum Zucken bringen. Und ich bin wirklich kein Freund von krasser Gewalt. Gewaltfantasien gehören für mich weder in meinen Kopf noch auf die Leinwand.
Bei John Wick haben wir es aber mit etwas Größerem zu tun. Der Regisseur Chad Stahelski war früher Stuntman und Stuntchoreograph. John Wick ist im Grunde für Stunts was Step Up für Tanz ist. Es handelt sich um sehr spezielles Genrekino. Der Fokus liegt hier ganz und gar auf den Leistungen der Stuntleute. Alles andere tritt in den Hintergrund. Chad Stahelski sieht seine Inspiration viel mehr in klassischen Martial-Arts-Filmen als in Hollywoodblockbustern mit CGI-Explosionen. Hier wird nicht unnötig viel geschnitten, um für Adrenalin und Action zu sorgen. Chad Stahelski lässt nur schneiden, wenn ein Schlag vollführt ist. Es wird wert darauf gelegt, zu zeigen, was die Schauspielerinnen und Schauspieler, die Stuntmänner und Stuntfrauen geleistet haben. Man soll das schweißtreibende Spektakel in seiner Gänze sehen und anerkennen.
Dieser Fokus auf dem Handwerk der Stuntchoreographie zeichnet diesen Film durch und durch aus und steht über allem. Dennoch leiden die anderen Aspekte nicht darunter. Die Story ist zwar egal, aber das Worldbuilding ist beeindruckend, weil es mit jedem Teil eine Schippe Fantasie drauflegt, ohne komplett aus den Fugen zu geraten. Und dann ist da noch das herausragende Production Design. Die Locations, der Style und die Lichtstimmung sind erhaben für eine so überschaubare Produktion im Actiongenre.
Wer sich auf diese Trilogie einlässt wird allerspätestens mit dem dritten Teil belohnt. Alle Regler werden hier auf 11 gedreht und wir kriegen das Actionspektakel des Jahres serviert – sorry Endgame!