Marco Polo

Marco Polo ist eine Serie über den jungen Entdecker… Marco Polo. Bislang hatte ich es ja nicht so mit historischen Serien. Irgendwie faszinieren mich diese Kostümfilme nicht. Und wenn ein Schuss Fantasy es besser machen soll, ist mir das in der Regel auch egal, weil mir klassische Tolkien-Fantasy egal ist.

Die Ausnahme all dieser Regeln war bislang Game of Thrones. Die Serie, mit der sich Marco Polo messen muss. Beides sind nicht nur, mit gewaltigem Produktionsaufwand, die teuersten Serien unserer Zeit, sie teilen sich auch Intrigen, Brutalität und nackte Haut. Und trotz vieler Gemeinsamkeiten bin ich kein Freund dieses Vergleichs. 

Marco Polo hat auch eine Daseinsberechtigung, obwohl es Game of Thrones gibt. Den wichtigsten Unterschied nehme ich gleich vorweg: Marco Polo stirbt nicht. Niemand stirbt unerwartet. Viel mehr überleben unerwartet. Marco Polo ist typisch Hollywood, wenn es ums Überleben geht. Das mag nun für viele langweilig sein, aber ich bin sehr froh über die Entscheidung. Denn eines können die Macher von Marco Polo nicht immer gut. Und das ist Charakterentwicklung. Ich baute immer wieder hohe Erwartungen auf, wenn eine Figur näher beleuchtet wurde und eine neue Facette aufgedeckt wurde, nur um dann festzustellen, dass diese Facette ins Nichts führte. Man wird oft mit Hintergrundgeschichten angeteasert, und lässt sie dann fallen. Vielleicht geht es mir auch zu langsam. Deshalb habe ich die Hoffnung, dass sich einige Teaser in den kommenden Staffeln entfalten können.

Weswegen ich eigentlich angefangen habe, Marco Polo zu gucken, ist das frische Setting. Wir haben es mit einer mittelalterlichen Welt zu tun, die nicht Europa ist. Yay! Marco Polo spielt im 13. Jahrhundert am Hofe von Kublai Khan, Enkel von Dschingis Khan. Kublai Khan ist Herrscher über das größte Weltreich, das vom Rande Europas über Asien bis nach China reicht. Er ist offen für fremde Kulturen und Religionen und doch ist er wie seine Vorfahren ein erbarmungsloser Tyrann. Marco Polo gerät wegen seines Vaters, Niccolò Polo, gezwungenermaßen in die Dienste des Khans. Zunächst als Sklave gefangen, entdeckt der Khan Gefallen an der Beobachtungsgabe des jungen Italieners und nimmt ihn unter seine Fittiche. 

Gemeinsam mit Marco erkunden wir diese faszinierende Welt mit ihren mongolischen und chinesischen Werten. Wir blicken in die Vergangenheit, denn vieles ist so oder ähnlich passiert. Doch das ist nur die Basis, von der aus viel hinzugedichtet wird. (Was ich nicht kritisch finde, aber man sollte es wissen.) Fantasy-Elemente kommen (bislang) nicht vor. Sie wurden meiner Meinung nach durch etwas viel besseres ersetzt: Martial Arts. Es wird gekämpft in Marco Polo und zwar ohne stumpfe Haudraufgewalt, sondern in kreativer Choreografie. Die Kämpfer fliegen, fallen und drehen sich durch die Gegend – mit und ohne Schwert. Für mich eine der besten Abwechslungen im Serienbereich. 

Für Abwechslung sorgen auch die Landschaftsaufnahmen der weiten, leeren Steppe, der stimmungsvolle Einsatz von Licht und Schatten und die Besetzung. Selten haben ich so viele eindrucksvolle Gesichter in einer Serie gesehen. Da, wo das Drehbuch schwächelt, bleibe ich trotzdem erwartungsvoll an der Mimik und Gestik der Darsteller hängen. Bei Marco Polo macht’s die Stimmung spannend und nicht die Geschwindigkeit der Geschichte. 

Wer also auch ein Faible für asiatische Kultur hat, dem sei Marco Polo ans Herz gelegt. Alle anderen schauen Probe.

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