Als Hauptzielgruppe der Marvelfilme musste ich natürlich meiner Rolle gerecht werden und in den neuen Film gehen, damit die Marketingabteilung mich auch in Zukunft zuverlässig mit der richtigen Werbung zuballern kann. Doch abseits des riesigen Marketingspektakels ist auch ein guter Film entstanden. Captain America 3 setzt alle vorherigen Filme logisch fort und ändert den Kampf Gut gegen Böse geschickt in einen Streit innerhalb der Avengers.
Kurzum geht es um den Kampf Captain America gegen Iron Man. Steve Rogers gegen Tony Stark. Freiheit gegen Sicherheit. Und weil Cap und die eiserne Maske nicht ganz ohne Freunde dastehen, teilt sich die Superheldenriege in zwei Gruppen, die spektakulär aufeinandertreffen. Einerseits ist das total großartig, weil man sich als Kind genau diese Szenen so episch auf der großen Leinwand gewünscht hat. Andererseits spielt auch Ernüchterung mit. Ich bin noch immer gesättigt von der Schlacht um New York im ersten Avengers-Film. Und an die Gänsehautmomente von damals wird erstmal kein neues Effektfeuerwerk heranreichen.
Umso wichtiger ist, dass es sich hier nicht mehr um eine übernatürliche böse Kraft handelt, gegen die gekämpft werden muss. Die Story ist letztlich ein banaler Streit zwischen Freunden, der eskaliert und durch übermenschliche Faustkämpfe ausgetragen wird. Und diese Menschlichkeit ist das Größte, was man mit Superhelden auf die Leinwand bringen kann. Oft sind es die kleinen Momente zwischen den Actionsequenzen, die die großen Emotionen vermitteln. Da man in Civil War mit jeder Seite sympathisiert, funktionieren diese Momente auch in den Kämpfen selbst.
Fazit
Und so sehr ich den Film auch mochte – er war rund und hat viel für die weiteren Filme etabliert – muss ich doch sagen, dass er mich persönlich nicht so gepackt hat, wie ich es erwartet hatte. Civil War ist unter meinen Top 5 der Marvel-Verfilmungen, aber er hätte ganz oben stehen können. Irgendwas Banales hat mir gefehlt. Abwechslung in der Szenerie oder Farbgebung? Mehr oder andere Action? Der Film wirkte oftmals leer, obwohl so viele Stars zu sehen waren. Viele Szenen waren abgekapselt von der Umgebung, obwohl der Film auf der halben Welt spielt und sehr groß und international tut. Und ich glaube, das könnte es sein. Nur die erste Actionszene spielte in einer belebten Stadt zwischen echten Menschen, die Teil jeder Heldengeschichte sein sollten. Und diese Geschichte ist eine egoistische. Von, mit und über Helden. Und so menschlich sie auch sind, will ich sie unbedingt zwischen normalen Menschen sehen, die einkaufen oder zur Schule gehen, um mich als Teil der Geschichte zu fühlen.
PS: Spider-Man
Wer übrigens auch noch zur Schule geht und einen fantastischen Auftritt hatte: Spider-Man! Ich sag es hier und ab sofort immer wieder: Ein junger Spider-Man tut Marvel so gut, weil er sich noch vor seinem Leben verantworten muss. Während alle anderen Helden keinerlei Verantwortung oder Familie haben, wird Peter Parker noch mit normalen Problemen (Hausaufgaben, Pubertät, etc.) konfrontiert. Und das bedeutet wiederum, dass wir ganz andere Geschichten gezeigt bekommen. Und das ist verdammt wichtig zwischen all den Aliens und eintönigen Bösewichten.