Logan (2017)
Ein letzter Wolverine-Film mit Hugh Jackman sollte es werden. Ein Film, um sowohl dem Schauspieler als auch dem Charakter gerecht zu werden – um sie würdig zu verabschieden. Der Regisseur James Mangold hatte bereits Erfahrung mit dem „Vielfraß“ (die direkte Übersetzung des Namens btw) gesammelt, als er den passablen The Wolverine gedreht hatte. Diesmal ist aber fast alles anders. Und genau deshalb ist fast alles perfekt.
Sagen wir es mal so. Ich bin Fan der X-Men-Filme, weil ich die Charaktere und die Metaphern dahinter sehr schätze. Aber ich bin kein Fan der Action in X-Men-Filmen, wenn es aufs Ende zugeht. Schlechte Schurken werden auf langweilige Art und Weise vernichtet, während die spannenden Geschichten und Charaktermomente flöten gehen. X-Men 3 ist als Film vollkommen diesem Phänomen unterlegen. Und viele weitere haben auf diese Weise einen bitteren Nachgeschmack hinterlassen. Logan leidet unter dem gleichen Problem, aber es ist für mich das einzig große Problem. Und das Ende des Films ist überhaupt nicht misslungen, aber insgesamt schwächer als der Rest des Films.
Der Rest des Films
Es handelt sich um einen durch und durch traurigen Film über einen gebrochenen Mann, der all seine Geliebten sterben gesehen hat. Logan ist fast 200 Jahre alt und seine Selbstheilung ist längst nicht mehr die gleiche, wie sie mal war. Er ist einer der letzten lebenden Mutanten, arbeitet als Uber-Fahrer an der mexikanischen Grenze und versucht sich und seine Schützlinge über die Runden zu bringen, während seine Welt trist und einsam geworden ist. Logan sieht also aus wie ein Johnny Cash Album klingt.
Nun tritt aber ein Mädchen in sein Leben, welches er beschützen und zu einem sicheren Ort bringen soll. Ab da beginnt eine Achterbahnfahrt mit kreativen Actionszenen und pointiertem Humor. Selten habe ich bei einem Superheldenfilm so viel so ehrlich gelacht. Die meisten Filme versuchen es mit billigen Witzen, wo ich natürlich auch lache, aber Logan besticht durch gelungene Situationskomik und glänzende Charaktermomente.
Am Ende
Am Ende ist das wahrscheinlich der erste ehrliche X-Men-Film (vielleicht neben Deadpool), weil er sich so ernst nimmt, wie der erste Film der Reihe, aber das ganze auf eine erwachsene und blutige Ebene hievt. Zum ersten Mal fühlen sich Wolverines Adamantiumklauen wie tödliche Waffen an. Zuvor kippten Gegner um, aber diesmal werden den Widersachern die Krallen durch mehr Schädeldecken gebohrt, als ich zählen kann. Natürlich ist Brutalität kein Qualitätsmerkmal, aber in diesem Fall ist es wichtig, um aufzuzeigen, wie gefährlich dieser Kampf auch für unseren Helden ist, der noch nie so verletzlich war, wie in diesem Film. Er blutet und er keucht. Wolverine erleidet Wunden, die nicht mal ebenso heilen.
Nichts funktioniert und alles steht auf dem Spiel, ohne dass „die Welt“ in Gefahr ist. Und das ist es, was Logan so gut macht. Es ist ein Film über einen Mann, und die Leute, die ihm nahe stehen. Nicht mehr und nicht weniger. Logan ist wahrscheinlich die beste Comicverfilmung seit The Dark Knight. Und hoffentlich werden sich viele weitere Filme des Genres von dieser Art der Umsetzung inspirieren lassen.