Warum jeder Kommunikationsdesign studieren sollte.

An meinem ersten Tag erfuhr ich, dass man nicht mehr durchfallen kann, wenn man einmal die Aufnahmeprüfung bestanden hatte. Ab jetzt muss man nur noch fleißig genug sein, um die Scheine mit den Creditpoints zu kassieren. Und dieser Fleiß variiert zwischen zweimal ‘Hallo’ sagen und fünfzig Prozent Anwesenheitspflicht. 

Das soll nicht heißen, dass mein Studium keinen Anspruch hat. Worauf ich hinaus will ist, dass mein Studiengang keinerlei Angst macht. Druck entsteht nur, wenn man ihn sich aussucht und sich den gebotenen Herausforderungen bedingungslos stellt.

Als “Allround-Designer” ist man nicht mal eben auf allen Gebieten ein Meister. Der eine mag mehr technisches und der andere mehr künstlerisches Verständnis haben. Jeder Prof erwartet aber, dass man gerade seinem Fachgebiet oberste Priorität einräumt. Doch um ein Prüfungsfach zu bestehen, bedarf es keiner Perfektion. Letzten Endes wählt man selbst, wie viel einem dieses oder jenes Unterfangen wert ist, ohne bedrohliche Konsequenzen zu spüren. Den Schein bekommt man sowieso irgendwie.

Auch wenn am Ende ein paar Noten auf den Scheinen stehen sollten, so haben diese keinen ausschlaggebenden Wert, wenn man in den Tümpel namens Arbeitsmarkt springt. Was bei einem Designer entscheidet, ob er einen Job kriegt oder nicht, sind nicht die Noten auf einem Abschlusszeugnis. Es ist allein die Leistung, die er vorzeigen kann. Bilder, Visionen und Ideen, mit denen man sich beschäftigt hat. Und womit man sich beschäftigt, sollte nicht die Uni entscheiden, sondern immer man selbst. Und darin liegt der große Vorteil meines Studiums. Denn genau das darf man tun. Man darf sich austoben, in verschiedene Fachbereiche schnuppern und die eigenen Stärken finden, um am Ende ein Portfolio zu haben, was frei und aus eigener Motivation heraus entstanden ist.

Damals in der Grundschule…

Wo ich gerade die Tintenminen sehe, die blau gefüllt und seit Jahren unberührt neben mir in einem Glas liegen, fällt mir spontan etwas ein. Wenn man Dinge beigebracht bekommt, wird man oft zu seinem Glück gezwungen. Wo man Ratschläge erwartet, wird man mit Kommandos überhäuft (siehe Michis Beitrag).

Damals in der Grundschule musste ich halt schreiben lernen — was jetzt nicht so das Problem war. Ich musste aber einen sogenannten Füllfederhalter (kurz “Füller”) dafür gebrauchen, den ich nicht hatte und eigentlich seitdem nie wieder benutzt habe. Es war zu der Zeit die Voraussetzung, um die ach so schöne Schreibschrift zu erlernen und sie mit all der Filigranität einer wurstfingrigen Kinderhand umzusetzen… Mittlerweile schreibe ich nicht nur mit Kuli, ich zeichne auch damit.

Ebenfalls in der Grundschule hatte ich Malunterricht, der mir schnell zeigte, wozu ich befähigt war. Wie Michelangelo Buonarroti pinselte ich ein Meisterwerk nach dem anderen auf meinen DinA3 Block. Mein Lehrer erkannte das Genie in mir und sah sich und die anderen Schüler in ihrem Werk bedroht. In seiner Furcht handelte er überstürzt, entriss mir meinen geliebten Feinhaarpinsel und warf ihn dramatisch in den Mülleimer. Ich war das Gespött der Klasse und musste fortan einen Borstenpinsel verwenden — den ich weder besaß noch besitzen wollte. Doch alle hatten einen Borstenpinsel, also sollte ich auch einen haben. Nach dem Unterricht ging ich vorsichtig zum Mülleimer und holte mir meinen geliebten Pinsel wieder.

15 Jahre später. Ich bin Student im ersten Semester. Ich freue mich auf den Zeichenkurs, um besser denn je Formen, Portraits und Räume aufs Papier zu bringen. Ich habe alle meine Lieblingsstifte dabei und den Kuli fest umklammert. Es geht los. Eine Predigt. Wir sollen großformatig arbeiten… und auf gar keinen Fall, niemals, never ever industriell gefertigte Stifte wie Kugelschreiber oder Filzstifte verwenden. Ich kauere mich innerlich zusammen — den Kuli noch immer fest umklammert. Mein Bewusstsein entgleitet der Realität. Ich bin wieder in der Grundschule. Die Professorin entreisst mir meinen Kuli und wirft ihn dramatisch in den Mülleimer.

Unfrieden.

Während Yelle durch meine Boxen singt, kollidiert die Zufälligkeit der Spotify Playlist mit meiner persönlichen Ahnungslosigkeit. Was kommt als nächstes? Ich habe Ferien und zwischen mir und meiner Entscheidung wächst ein Wald aus Ideen heran, durch den ich mich nur wider Willen schlagen möchte.

Soll ich mich durch das nächste Buch blättern und so tun, als sei die intellektuelle Befriedigung aus Papier und Tinte unübertreffbar? Was ist eigentlich mit meinem T-Shirt-Shop? War da nicht größeres geplant? Vielleicht. Zuerst musste ich aber 1653 Handyfotos ansehen, sortieren und für die analoge Entwicklung hochladen.

Es wird die nächste Belanglosigkeit folgen, hinter der ich mich verstecke, um ja kein großes Projekt anzufangen. Eine Kritzelei, ein Blogeintrag und geschnittene Fingernägel anstelle einer Idee, die mich glücklich macht. In die ich eintauche und die Zeit vergesse. 

Noch ein Satz und ich bin müde genug, um auch diesen Tag unproduktiv hinter mir zu lassen…

Mein erstes Semester.

Mein erstes Halbjahr an der Uni ist vorbei. Mit einer großen Ausstellung beendete das Design-Departement das Sommer­semester. Es folgen zwei Monate Ferien, in denen ich so richtig Energie tanken werde.

Aber was habe ich aus den letzten ersten Monaten Uni gelernt?

  • Studiere, tue, mache, arbeite und lerne so, dass es Spaß macht.
    Ich hatte zahlreiche Aufgaben zu bewältigen. Viele davon waren erstmal langweilig. Wichtig ist, mit langweiligen Aufgaben spannend umzugehen. So hatte zum Beispiel ein Magazin von mir Fallout 3 als gestalterisches und inhaltliches Vorbild. Über das Ergebnis lässt sich vielleicht streiten, aber der Prozess war sehr unterhaltsam und motivierend.
  • Weniger ist mehr!
    Ich hatte zeitweise so viele Kurse (und Arbeit), dass ich Schwierigkeiten hatte, die Hausaufgaben zu erledigen. So lernt man nichts und liefert nur Scheiße ab. Oberstes Ziel für’s nächste Semester: Fokus.
  • Du bist dein größter Konkurrent.
    Das war mir zwar irgendwie klar, aber wurde nochmal bestätigt. Designstudenten können sich kritisieren und bewerten, jedoch entsteht nie Konkurrenzkampf, weil jeder anders an die Aufgaben herangeht. Es gibt viele richtige Wege und es geht darum, das beste aus dem eigenen zu machen. 

Es war ein gutes Wochenende. Frei von Verantwortung und Stress konnte ich vor der letzten Uniwoche nochmal richtig loslassen. Mit Michi und Max lachte, schimpfte und tanzte ich mich durch das Splash Festival in Ferropolis.