Puppenspiel für Kinofreunde

Kubo and the Two Strings (2016)

Laika ist das beste Überbleibsel an analoger Filmkunst, das die Welt zu bieten hat. Die Truppe, die sich nach dem sowjetischen Weltraumhund benannt hat, unterhält uns seit 2005 mit Stop-Motion-Filmen. Dabei sind unterhaltsame Schauermärchen wie Coraline und ParaNorman entstanden, die ein verdrängtes Genre am Leben gehalten haben.

Mit Kubo – Der tapfere Samurai hat das Filmstudio die Messlatte nochmal um einiges höher gelegt. Es handelt sich um einen waschechten Samuraifilm mit viel Mystik und Action, der mit maximal viel Liebe zum Detail umgesetzt wurde. Streckenweise fühlte ich mich an Filme aus dem Studio Ghibli erinnert. Zwar auf beste Art und Weise, aber eigentlich mag ich es nicht, wenn Amerikaner, sich an japanischer Erzählweise versuchen, um dann doch daran zu scheitern. Denn so ähnlich ergeht es auch Kubo, wenn der Versuch unternommen wird, klassische westliche Erzählstrukturen mit der philosophischen Gedankenwelt Japans zu verknüpfen. Mich freut es zwar, weil ich generell auf Japanromantik stehe, aber am Ende ist das ein sehr heiliges Feld, auf das sich Laika hier getraut hat. Ein Balanceakt, der nur gelingt wegen der unendlich schönen Bildsprache und einer kreativen Geschichte, die an klassische Sagen erinnert. Trotz kleiner Ungereimtheiten, die den Film nicht schmälern, bin ich überrascht, dass Laika den Oscar für den besten Animationsfilm an Zootopia verloren hat. Zootopia! Ein toller Film, der aber nichts neu macht. Ich bitte euch! Wer traut sich denn heute noch in Zeiten von CGI, Wasser, Actionsequenzen und Felltiere schrittweise per Hand zu animieren? Die romantischen Punks von Laika nämlich!

Ich ärgere mich, dass ich Kubo nicht im Kino gesehen habe, weil die Plastizität erst auf großer Leinwand so richtig beeindruckt. Dennoch empfehle ich jedem, den Film in welcher Form auch immer anzusehen. Und falls er nochmal auf der großen Leinwand läuft, meldet euch bei mir.

Nicht noch ein Superheldenfilm!

Wonder Woman (2017)

Ein Model wurde von den Machern von Batman V Superman für die Rolle der Wonder Woman auserkoren. Gal Gadot trifft auf Zack Snyder. Während wohl große Teile der aktuellen DC-Verfilmungen Mist sind, hat es Wonder Woman in die Herzen der Zuschauer geschafft. Ihre kurze Präsenz hat viele verzaubert, doch kann sie einen ganzen Film stemmen?

Wonder Woman spielt während des 1. Weltkrieges. Wonder Woman aka Diana wird von Amazonen groß gezogen und lebt fernab unserer Realität auf einer versteckten griechischen(?) Insel. Die Insel wird entdeckt und Diana zieht es in die weite Welt, um diese zu retten. Ab da entspinnt sich ein Abenteuer zwischen den Fronten des Krieges. Mit viel Action und angenehmen Humor, lernt Diana, die Tücken der menschlichen Kultur kennen, während die Welt Wonder Woman kennenlernt. Sie ist charmant, gutgläubig und hinreißend, saustark, unsterblich und eine Macherin. Dieser Charakter funktioniert zu Beginn des Films äußerst gut, als noch Platz für besondere Momente ist. Am Ende mischt sich der klassische Wahnsinn eines jeden anderen Superheldenfilms ein. Zu viel Action inklusive epischem Endgegnerkampf. Überhaupt sind die Antagonisten eine Frechheit. Langweilig und charakterlos. Das muss ein Ende finden. Und dieser Film hätte ein anderes Ende verdient. Denn eigentlich ist Wonder Woman einer der unterhaltsamsten Superheldenfilme, der vergangenen Jahre.

Die Regisseurin Patty Jenkins hat guten Geschmack bewiesen, weil sie im Gegensatz zu den anderen DC-Verfilmungen Wert auf Emotionen gelegt hat. Wer hätte gedacht, dass das funktionieren könnte? Robin Wright darf auch nicht unerwähnt bleiben. Bekannt aus House of Cards als Claire Underwood, spielt sie hier die Badass-Amazonenkriegerin. Bitte mehr davon. Überhaupt ist der weibliche Anteil der Crew außergewöhnlich. Viele Frauen in vielen Hauptrollen. Hollywood hätte früher Angst vor so viel Östrogenen gehabt. Und obwohl es noch keine Selbstverständlichkeit ist, hat es sich absolut richtig angefühlt. Diversity is King … äh … ich meine Queen.

🔗 The Good Dinosaur: The Best CGI Effects Ever Made

Pixar’s ‚The Good Dinosaur‘ has raised the bar so much for CGI animations that it’s tough to tell the difference between real life and animation.

Arlo & Spot ging nicht nur in Deutschland an vielen vorbei, die keine Kinder sind oder welche haben. Es ist bis dato der Pixar-Film mit dem geringsten Einspielergebnis (332 Millionen US-Dollar). Das ist zwar immer noch genug Geld, aber was ist dran am Pixar-Flop? Anscheinend war das Marketing nicht besonders gut, wenn ich normalerweise keinen Film des Studios verpasse. Vielleicht war Arlo & Spot zu kindlich angelegt, wo doch sonst immer die viele Ebenen in Pixar-Filmen jeden ansprechen sollen. Was auch immer die Gründe waren, am Ende haben wir einen wunderschönen Film erhalten, der vor allem für Ästheten einen Blick wert ist.

We Can’t Tell the Difference Between Pixar’s Animations and Real Photos (imgur-Album)

Groß, stumpf und witzig – so muss Kino sein

Guardians of the Galaxy Vol. 2 (2017)

Dieser Film ist vorhersehbar, laut und bedient sich allen Klischees eines Superheldenfilmfinales. Und trotzdem liebe ich den zweiten Teil von Guardians of the Galaxy! Der erste war ein Überraschungserfolg, weil niemand diese Truppe an Superhelden kannte. Jetzt sollte jeder wissen, worauf er oder sie sich einlässt. Und wer den ersten mochte, wird auch mit dem zweiten sehr viel Freude haben. Spaß ist nämlich garantiert. Wo ich mich bei Deadpool für viele Lacher schämte und mich teilweise sehr unwohl mit den Gags fühlte, ist das hier mein humoristischer Safe-Space. Jeder Witz sitzt und ich lache lauthals mit den hundert Menschen im Kino mit. Zwischendurch schwärme ich von den protzigen Farben, die die Leinwand wie ein Feuerwerk erhellen. Am Ende bleibt ein gutes Filmerlebnis, das den Vorgänger nicht übertrifft, aber mit den richtigen Mitteln fortführt.

Damit habe ich 5 Filme aus meiner Filmvorschau für 2017 gesehen.

🔗 Vergessene Riesen von Thomas Dambo

Little Tilde | Thomas Dambo

Thomas Dambo hat um Kopenhagen herum riesige Holzskulpturen versteckt, die an Maurice Sendaks „Wo die wilden Kerle wohnen“ erinnern. Der dänische Designer arbeitet mit gebrauchten Materialien und platziert seine Werke an besonderen Orten. Orte, die man sonst nicht entdecken oder wertschätzen würde. Wälder, die unsere Aufmerksamkeit verdienen. Lichtungen, die einen belohnen, wenn man sie aufsucht. Besonders gut gefällt mir der Brückentroll Oscar.

Kreative Musikvideos sind Mangelware

Cassius ft. Cat Power Pharell Williams | Go Up

Kreative Musikvideos sind Mangelware. Kennt ihr vielleicht noch Perlen dieser sträflichst vernachlässigten Videokunst? Mir fallen gerade nur zwei Namen ein, wenn ich daran denke: Michel Gondry und OK Go. Ich muss auch zugeben, dass ich seit dem Ende von MTVs Musiksendungen keine nennenswerte Zahl an Clips mehr gesehen habe. Das liegt aber wahrscheinlich auch genau daran, dass die allermeisten Videos wirklich langweilig sind. Go Up von Cassius ist da eine sehr willkommene Abwechslung. Auch scheint Alex Courtès, der Regisseur hinter diesem zweigeteilten Geniestreich, schon mehrere andere kreative Auswüchse hervorgebracht zu haben. Unter anderem auch dieses Video von Justice und diesen legendären Clip für Seven Nation Army. Da lässt sich definitiv ein Muster erkennen, das zwischen den ganzen seelenlosen Popvideos heraussticht.

Star Wars: The Last Jedi Trailer

Endlich wurde Star Wars Episode 8 mit Videomaterial angeteasert. Die Vorfreude wächst. Ich fühle wieder den Hype.

Ich freue mich übrigens besonders auf diesen Film, weil einer meiner Lieblingsregisseure federführend das Skript geschrieben hat und im Regiesessel Platz genommen hat: Rian Johnson.

Link zum Trailer auf YouTube.

🔗 Comic zum Rollen

„Shipwreck“ von Paul Rietzl: Rollcomic bei Round not Square aus Berlin – SPIEGEL ONLINE

Man muss noch auf Ideen kommen, die zwar tausende Jahre alt sind, aber heutzutage herausstechen. Ich bin gespannt, wie es sich liest, so ein gerolltes Comic. Bestimmt nicht unproblematisch. Die Bilder überzeugen mich jedoch: Ein weißes Weltall ohne erzwungene Grenzen durch Seiten.

Hollywoods Abbild der Realität


Recreating History auf Vimeo

Moments in history, whether bigger or more intimate, are often recreated in film. This produces something that is transcending, powerful and nevertheless, haunting.

Vugar Efendi hat in dieser Videomontage historisches Bildmaterial den Hollywoodinterpretationen gegenübergestellt. Das Ergebnis lässt sich sehen und zeigt, wie detailverliebt die Filmindustrie sein kann.

Blut auf Adamantium

Logan (2017)

Ein letzter Wolverine-Film mit Hugh Jackman sollte es werden. Ein Film, um sowohl dem Schauspieler als auch dem Charakter gerecht zu werden – um sie würdig zu verabschieden. Der Regisseur James Mangold hatte bereits Erfahrung mit dem „Vielfraß“ (die direkte Übersetzung des Namens btw) gesammelt, als er den passablen The Wolverine gedreht hatte. Diesmal ist aber fast alles anders. Und genau deshalb ist fast alles perfekt.

Sagen wir es mal so. Ich bin Fan der X-Men-Filme, weil ich die Charaktere und die Metaphern dahinter sehr schätze. Aber ich bin kein Fan der Action in X-Men-Filmen, wenn es aufs Ende zugeht. Schlechte Schurken werden auf langweilige Art und Weise vernichtet, während die spannenden Geschichten und Charaktermomente flöten gehen. X-Men 3 ist als Film vollkommen diesem Phänomen unterlegen. Und viele weitere haben auf diese Weise einen bitteren Nachgeschmack hinterlassen. Logan leidet unter dem gleichen Problem, aber es ist für mich das einzig große Problem. Und das Ende des Films ist überhaupt nicht misslungen, aber insgesamt schwächer als der Rest des Films.

Der Rest des Films

Es handelt sich um einen durch und durch traurigen Film über einen gebrochenen Mann, der all seine Geliebten sterben gesehen hat. Logan ist fast 200 Jahre alt und seine Selbstheilung ist längst nicht mehr die gleiche, wie sie mal war. Er ist einer der letzten lebenden Mutanten, arbeitet als Uber-Fahrer an der mexikanischen Grenze und versucht sich und seine Schützlinge über die Runden zu bringen, während seine Welt trist und einsam geworden ist. Logan sieht also aus wie ein Johnny Cash Album klingt.

Nun tritt aber ein Mädchen in sein Leben, welches er beschützen und zu einem sicheren Ort bringen soll. Ab da beginnt eine Achterbahnfahrt mit kreativen Actionszenen und pointiertem Humor. Selten habe ich bei einem Superheldenfilm so viel so ehrlich gelacht. Die meisten Filme versuchen es mit billigen Witzen, wo ich natürlich auch lache, aber Logan besticht durch gelungene Situationskomik und glänzende Charaktermomente.

Am Ende

Am Ende ist das wahrscheinlich der erste ehrliche X-Men-Film (vielleicht neben Deadpool), weil er sich so ernst nimmt, wie der erste Film der Reihe, aber das ganze auf eine erwachsene und blutige Ebene hievt. Zum ersten Mal fühlen sich Wolverines Adamantiumklauen wie tödliche Waffen an. Zuvor kippten Gegner um, aber diesmal werden den Widersachern die Krallen durch mehr Schädeldecken gebohrt, als ich zählen kann. Natürlich ist Brutalität kein Qualitätsmerkmal, aber in diesem Fall ist es wichtig, um aufzuzeigen, wie gefährlich dieser Kampf auch für unseren Helden ist, der noch nie so verletzlich war, wie in diesem Film. Er blutet und er keucht. Wolverine erleidet Wunden, die nicht mal ebenso heilen.

Nichts funktioniert und alles steht auf dem Spiel, ohne dass „die Welt“ in Gefahr ist. Und das ist es, was Logan so gut macht. Es ist ein Film über einen Mann, und die Leute, die ihm nahe stehen. Nicht mehr und nicht weniger. Logan ist wahrscheinlich die beste Comicverfilmung seit The Dark Knight. Und hoffentlich werden sich viele weitere Filme des Genres von dieser Art der Umsetzung inspirieren lassen.