2020

Eigentlich wollte ich dieses Jahr mit einem Text beenden, der über dieses Jahr hinwegtäuschen sollte. Ich wollte über meine liebsten Filme des Jahres schreiben. Ein Jahresrückblick ohne echten Einblick. Ich begann bereits, die Filme dafür in meinem Kopf aufzulisten. Doch dann kam etwas Entscheidendes dazwischen: Ein Film. Ein Film, der mich nicht ablenkte, sondern aufweckte. Ein Film, der mich fühlen ließ und mich zum Nachdenken anregte.

Dieses Jahr war kein einfaches Jahr. 2019 endete mit sehr deutlichen Trommelschlägen und 2020 war der sehr lange Tusch. Ich fand zu mir und zu anderen. Ich näherte mich alten und neuen Freunden. Ich empfand alle Emotionen, die eine Skala zu bieten hatte. Um mich herum zerbrachen Träume, Familie und Freundschaften. Ich wurde abgewiesen, ich fand Zuflucht und verlor mich selbst aus den Augen. Es war schwierig genug, es allen recht machen zu wollen. Noch schwieriger war aber, mir selbst gerecht zu werden und auf diesem Weg, andere zu vernachlässigen. Das ist normalerweise nicht meine Art und es tut mir noch immer Leid, dass ich mich für mich entschieden habe. Manchmal muss das aber so sein, hat man mir gesagt.

Danke.

Ich bin allen Menschen dankbar, die mich dieses Jahr auf kurzen und langen Passagen begleitet haben aus der Nähe und aus der Ferne. Danke für die kleinen Reaktionen im Internet und danke für die ewig dauernden Telefonate, für die ich meine teure Handyflatrate habe. Niemand hatte es dieses Jahr einfach, aber ich glaube, wir konnten zeitweise ganz gut füreinander da sein. Ich habe viele tolle Erinnerungen abgespeichert, die dieses Jahr geprägt haben: Spaziergänge, Balkongespräche und sogar ein paar Konzerte.

Kurzum: ich kann euch Pixars neuesten Film Soul wärmstens empfehlen. Ich kann zwar nicht garantieren, dass ihr anschließend total gefühlsduselig Texte vor euch hintippt, aber vielleicht inspiriert er euch anderweitig. Vielleicht meldet ihr euch bei einer geliebten Person oder ihr achtet vermehrt auf die kleinen Kostbarkeiten im Leben. Wäre ja auch schon was. Ist auf jeden fall ein toller Film. Wie dem auch sei. Ich wünsche Euch allen einen geschmeidigen Rutsch ins neue Jahr.

A Maze 2019

Die letzten Besuche hatte ich hier fein säuberlich dokumentiert. Bevor ich alles vergesse, hier noch ein paar verspätete Gedanken zum besten Festival Deutschlands.

Das A Maze ist kein Festival im Sinne eines Hurricane oder Splash oder Fusion. Das A Maze ist viel mehr ein Hort für Enthusiasten. Es ist eine Konferenz von Außenseitern für Außenseiter. Und so doof das Wort Außenseiter auch sein mag, finde ich, beschreibt es das Klientel doch ganz gut. Es sind Leute, die mit einem anderen Blick auf Spiele zugehen. Da ist Spielspaß nur eine von vielen Variablen. Hier geht es um ernste Themen, um die Repräsentation von Vergessenen und darum, wie man die Welt besser machen kann. Es wird genauer hingesehen und gleichzeitig mehr losgelassen, als es beim neuesten Call of Battlefield üblich ist. Games werden hier gefeiert wie woanders Musik. Mittags Konferenzen, nachmittags Workshops, abends Vernissage und nachts die Party. Das A Maze ist ein rundes Erlebnis für alle, die sich nicht nur als Gamer, sondern in erster Linie als Mensch sehen.

Das Sport- und Erholungszentrum (SEZ) war ein multifunktionaler Gebäudekomplex für Sport und Unterhaltung in Berlin-Friedrichshain.

Meine diesjährigen Highlights

  • Das SEZ Berlin: Die neue Location hat mir sehr gut gefallen. Bestimmt gibt es Dinge, die früher auf dem Gelände des Urban Spree besser waren, aber insgesamt habe ich diesen kultigen DDR-Multifunktionsbau bereits ins Herz geschlossen.
  • Devolution #5: Auf dieser Ausstellung wurden die Spiele Kingdom, Hidden Folks und Ape Out in ihrer gesamten Entwicklung dokumentiert und einzelne Versionen präsentiert. Entweder gab es wie im Falle von Hidden Folks wenig bis gar keine Veränderung zu sehen oder aber krasse Genrewechsel innerhalb der Entwicklung wie bei Ape Out.
  • Hyper Talks! Diese vielfältigen Minitalks sind immer ein Highlight.
  • Project99: Ein südkoreanisches Kollektiv veröffentlicht monatlich kreativste Spiele für 99 Cent.
  • Peter Lee: Der Macher von Diner Dash macht jetzt auf Pädagoge und bringt Menschen spielerisch Goethe und die Berliner Mauer näher.
  • Music of Noita – Improvised Band Music for a Videogame: Niilo Takalainen erzählte von seiner Arbeit als Musiker. Als Designer/Programmierer finde ich diese Perspektive immer sehr spannend.
  • Sticky Cats!
  • Das VR-Spiel, wo man Hände wachsen lässt. Keine Pointe.

Und es hätte noch so viel mehr gegeben. Leider konnte ich nicht alles sehen. Auf jeden Fall hat dieses Jahr wieder sehr gut getan. Das A Maze ist und bleibt ein absolut motivierendes Festival.

Pustekuchen

Es gab schon sehr lange keinen persönlichen Beitrag mehr. Mein Alter Ego in den Weiten des Internets ist nur noch ein Schatten meines Konsums. Was zunächst schlecht und verwerflich klingt, war eine natürliche Entwicklung. Weg vom (rückblickend) peinlichen Tagebuch hin zur Empfehlungs- und Dokumentationszentrale. Was habe ich Interessantes gesehen, gelesen oder gehört? Welche kulturellen Phänomene sind mir aktuell aufgefallen? Eine Gedankendeponie ohne Zwänge und Format. Es geht um mich, aber nicht über mich. Ergibt das Sinn? 

Jetzt wird mal wieder ausgepackt. Um rückblickend einen (peinlichen) Tagebucheintrag zu haben, der mich gleichzeitig an bessere und schlechtere Zeiten erinnern soll. Es geht um Burnout und Depressionen. Der letzte Beitrag zu diesem Thema hieß Dem Burnout entgehen und durchatmen und wurde letztes Jahr als Warnung an mich selbst verfasst. Ich hatte es kommen sehen und wollte mich vor dem GAU bewahren. Den letzten hatte ich auch dokumentiert. Eine kurze Suche im Blog und ich finde mich im Jahr 2012 wieder. Ein Wust aus Gedanken zeigt mir, dass ich nicht für die Ewigkeit aus meinen Fehlern gelernt habe. Anscheinend reichte es für fünf bis sechs gute Jahre. Immerhin. Wahrscheinlich sind wir Menschen lernresistenter, als man erwartet. Da schafft man es mehrere Jahre, dem Burnout zu entgehen, wird blind für jedes Anzeichen und stempelt das Konzept letzten Endes als Aberglauben ab. Wäre ich drogenabhängig, wäre das anders scheiße, aber zumindest wäre das Problem ziemlich leicht zu erkennen und einzugrenzen. (Es ist nicht leichter zu bekämpfen, versteht mich nicht falsch!) Ab wann ist aber Arbeit zu viel Arbeit? Alltag zu viel Alltag? 

Psyche und Emotionen sind subjektive Bauwerke. Während meine Angst vor der Dunkelheit eine kleine Hütte ist, ist es im Kopf des Nächsten ein Hochhaus. So bauen wir uns über die Jahre hinweg eine kleine Stadt der Emotionen auf, ohne zu wissen, wie die inneren Städte der anderen aussehen. Wir können die Größenverhältnisse nicht einschätzen. Eigene Ängste und Sorgen kann man niemals mit denen anderer vergleichen. Subjektiv. Scheiße zu messen. Unsichtbar. Mein ausgebranntes Inneres liegt im Verborgenen. Man merkt es mir an, sieht aber die Ausmaße nicht.

Niemand hatte damit gerechnet. Ich selbst nicht. Die Arbeit schien so übersichtlich. Der Alltag so machbar. Am Ende ist einfach alles zu viel. Jede Nachricht. Jeder Wunsch. Er mag noch so klein sein. Solange ich das Gefühl habe, in irgendeiner Schuld zu stehen, drehe ich durch. Ich könnt heulen, tu es aber nicht. Bringt halt nichts. Einfach die Nachricht beantworten und hoffen, dass keine weitere Verpflichtung eintrudelt. Pustekuchen. Es ist ein reißender Strom aus Gefallen und Gefälligkeiten, in dem ich ertrinke, obwohl er von außen betrachtet ein schmaler, nicht allzu tiefer Bach ist.

Das klingt jetzt alles ziemlich schlimm. Es ist nicht gut, aber es sind die wichtigsten Schritte zur Besserung getan. Erkannt ist halb gebannt oder so ähnlich. Mit der Erkenntnis kann ich arbeiten. Ich kann es kommunizieren. Und mir wieder ein Mahnmal in mein Blog schreiben. 

Die PiCK UP! Arena

An anderer Stelle hatte ich erwähnt, dass ich die vergangenen Wochen viel zu tun hatte. Neben meiner Teilzeitstelle bei HÖBU, wo ich mich mal wieder um weihnachtliches Marketing gekümmert habe, hatte ich einen größeren Auftrag. Ich durfte kleine Webgames für PiCK UP! machen. Japp, ich meine den Schokokeks. Nun könnt ihr euch die ersten zwei Spiele auf pickup-arena.com ansehen und Highscores jagen. Viel Spaß und gewinnt etwas für mich mit.

A Maze 2017

Gemeinsam mit Anni war ich auf dem AMaze Festival, nachdem ich es letztes Jahr verpasst hatte. Dieses kleine Festival findet jährlich im Rahmen der Berlin Games Week statt und es hat sich als Hort für Macherinnen und Macher aus der internationalen Indiespielszene etabliert. Neben einer prall gefüllten Konferenz, werden Spiele ausgestellt und 8-Bit-Partys veranstaltet. Es geht weniger um Business, sondern mehr um Kunst, Emotionen und skurrile Ideen. „A Maze 2017“ weiterlesen

Dem Burnout entgehen und durchatmen

Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich brauche manchmal eine Pause. Von allem. Ich möchte mich einschließen und mich von jeglicher Pflicht befreien. Ich möchte nicht faul sein, sondern nach meinen eigenen Vorstellungen arbeiten, anstatt den Befehlen und Erwartungen anderer zu genügen. Denn davon habe ich aktuell mehr als genug. Zwischen den Reisen zu Freunden und Familie, gibt es Hochzeiten zu fotografieren und Theaterworkshops zu leiten. Und während weitere Aufgaben hinzukommen, bleiben die alltäglichen Verpflichtungen mindestens so groß wie zuvor. Dass aber neue hinzukommen, sehen die meisten ja gar nicht. Selbst ich verdränge dieses Problem allzu oft. „Dem Burnout entgehen und durchatmen“ weiterlesen

Montag morgens im Heide Park

Was tut man als halbtags arbeitender Designer und Taugenichts? Man nimmt sich einen Tag frei und geht zur besten Zeit in einen Freizeitpark. Nämlich dann, wenn Familien (oder sonstige Gruppierungen von Menschen mit Alltag) keine Zeit für Spaß haben. Montags. Die einen arbeiten und andere nüchtern vom Wochenende aus. Außerdem ist das Wetter nach vielen Tagen Sonnenschein erstmals herbstlich kalt und der Himmel grau bedeckt, so dass niemand einen Ausflug planen würde. Niemand? Weit gefehlt. Eine kleine Gruppe wachsamer und (halb-)arbeitsloser Menschen erfüllte sich diesen Montag einen Traum.

Anni und ich waren also im Heide Park Soltau und all unsere Erwartungen wurden übertroffen. Der Park war leer. Nicht „leerer als am Wochenende“, sondern wirklich leer. Es waren nur wenige Dutzend Menschen vor Ort und die Schlangen waren kurz bis nicht vorhanden. Man konnte ohne eine Sekunde Wartezeit ins Wildwasserrafting und das Riesenrad wurde für nur einen einzigen Fahrgast gestartet. Es war ein Kindheitstraum, der an diesem Montag wahr wurde. Die endlosen Weiten eines künstlichen Paradieses standen uns ohne Schubsen, Drängeln und Nörgeln offen. Spätestens als wir am Mittag mit Enten am Teich saßen, Piraten-Pitas aßen und die Sonne über uns hereinbrach, wussten wir, dass wir an diesem Montag alles richtig gemacht hatten.

Update: Anni hat auf ihrem Blog Bilder und ein Video aus dem Heide Park gepostet.

Hamburg, Berlin, Freunde und zurück für 30 Euro

Als Hamburger vermisst man eigentlich nichts, was Berlin einem bieten würde. Es gibt da nur eine Sache, die man am ehesten in Berlin wiederfindet: Berliner bzw. bestimmte gute Freunde. Also machten Anni und ich uns am Mittwoch auf den Weg nach Berlin. Wir planten einen Tagesausflug, der spontan und günstig sein sollte. Und das ist gar nicht so schwierig, da man heutzutage zwischen Mitfahrgelegenheiten, Fernbussen und Zügen nach eigenem Gusto wählen kann. „Hamburg, Berlin, Freunde und zurück für 30 Euro“ weiterlesen