Queer Eye

Unfassbar. Wie konnte dieses Format einfach an mir vorbeigehen? Natürlich hatte ich bereits von Queer Eye gehört, aber ich hatte es immer als gehässige Reality TV Show abgestempelt. Erst nach dem Tipp einer Freundin kam ich auf den Trichter. Sie beschrieb es als ihre Feel-Good-Sendung. Als ich dann einen Abend für mich entspannen wollte und nichts Konkretes auf der Watchlist hatte, navigierte ich mich auf Netflix direkt zu den „Fab Five“. Ich sah die erste Folge der fünften Staffel und ich war sofort hin und weg. Ein schwuler Pastor wurde sich selbst nicht gerecht und die fünf herzlichen Herren halfen ihm mit Liebe und Positivität auf die Sprünge. Ich schluchzte vor Freude. Die Freudentränen blieben auch bei der folgenden Episode nicht aus. Ich war hooked und konnte mir ein Leben ohne die positive Energie von Queer Eye nicht vorstellen.

Vielleicht hätte ich die Sendung früher schauen sollen. Vielleicht hätte mir diese Energie durch schwierige Lebensphasen hindurch geholfen. Vielleicht war jetzt aber auch der absolut richtige Zeitpunkt. Der Wunsch nach Veränderung, nein Verbesserung, resoniert mit mir seit einiger Zeit sehr. Und jeder Aspekt der Sendung animiert und inspiriert mich in dieser Hinsicht. Ich ziehe mich besser an. Mein neuer Haarschnitt war für mich ein Nobrainer. Ich koche viel mehr. Ich mache mir einen Ort zum Wohlfühlen. Und ich melde mich häufiger und bewusster bei meinen Liebsten. Am Ende des Tages hätte das alles auch ohne ein Netflix-Abo stattgefunden, aber ich bin trotzdem dankbar für dieses positive Beispiel an Lebensfreude.

2020

Eigentlich wollte ich dieses Jahr mit einem Text beenden, der über dieses Jahr hinwegtäuschen sollte. Ich wollte über meine liebsten Filme des Jahres schreiben. Ein Jahresrückblick ohne echten Einblick. Ich begann bereits, die Filme dafür in meinem Kopf aufzulisten. Doch dann kam etwas Entscheidendes dazwischen: Ein Film. Ein Film, der mich nicht ablenkte, sondern aufweckte. Ein Film, der mich fühlen ließ und mich zum Nachdenken anregte.

Dieses Jahr war kein einfaches Jahr. 2019 endete mit sehr deutlichen Trommelschlägen und 2020 war der sehr lange Tusch. Ich fand zu mir und zu anderen. Ich näherte mich alten und neuen Freunden. Ich empfand alle Emotionen, die eine Skala zu bieten hatte. Um mich herum zerbrachen Träume, Familie und Freundschaften. Ich wurde abgewiesen, ich fand Zuflucht und verlor mich selbst aus den Augen. Es war schwierig genug, es allen recht machen zu wollen. Noch schwieriger war aber, mir selbst gerecht zu werden und auf diesem Weg, andere zu vernachlässigen. Das ist normalerweise nicht meine Art und es tut mir noch immer Leid, dass ich mich für mich entschieden habe. Manchmal muss das aber so sein, hat man mir gesagt.

Danke.

Ich bin allen Menschen dankbar, die mich dieses Jahr auf kurzen und langen Passagen begleitet haben aus der Nähe und aus der Ferne. Danke für die kleinen Reaktionen im Internet und danke für die ewig dauernden Telefonate, für die ich meine teure Handyflatrate habe. Niemand hatte es dieses Jahr einfach, aber ich glaube, wir konnten zeitweise ganz gut füreinander da sein. Ich habe viele tolle Erinnerungen abgespeichert, die dieses Jahr geprägt haben: Spaziergänge, Balkongespräche und sogar ein paar Konzerte.

Kurzum: ich kann euch Pixars neuesten Film Soul wärmstens empfehlen. Ich kann zwar nicht garantieren, dass ihr anschließend total gefühlsduselig Texte vor euch hintippt, aber vielleicht inspiriert er euch anderweitig. Vielleicht meldet ihr euch bei einer geliebten Person oder ihr achtet vermehrt auf die kleinen Kostbarkeiten im Leben. Wäre ja auch schon was. Ist auf jeden fall ein toller Film. Wie dem auch sei. Ich wünsche Euch allen einen geschmeidigen Rutsch ins neue Jahr.

Pustekuchen

Es gab schon sehr lange keinen persönlichen Beitrag mehr. Mein Alter Ego in den Weiten des Internets ist nur noch ein Schatten meines Konsums. Was zunächst schlecht und verwerflich klingt, war eine natürliche Entwicklung. Weg vom (rückblickend) peinlichen Tagebuch hin zur Empfehlungs- und Dokumentationszentrale. Was habe ich Interessantes gesehen, gelesen oder gehört? Welche kulturellen Phänomene sind mir aktuell aufgefallen? Eine Gedankendeponie ohne Zwänge und Format. Es geht um mich, aber nicht über mich. Ergibt das Sinn? 

Jetzt wird mal wieder ausgepackt. Um rückblickend einen (peinlichen) Tagebucheintrag zu haben, der mich gleichzeitig an bessere und schlechtere Zeiten erinnern soll. Es geht um Burnout und Depressionen. Der letzte Beitrag zu diesem Thema hieß Dem Burnout entgehen und durchatmen und wurde letztes Jahr als Warnung an mich selbst verfasst. Ich hatte es kommen sehen und wollte mich vor dem GAU bewahren. Den letzten hatte ich auch dokumentiert. Eine kurze Suche im Blog und ich finde mich im Jahr 2012 wieder. Ein Wust aus Gedanken zeigt mir, dass ich nicht für die Ewigkeit aus meinen Fehlern gelernt habe. Anscheinend reichte es für fünf bis sechs gute Jahre. Immerhin. Wahrscheinlich sind wir Menschen lernresistenter, als man erwartet. Da schafft man es mehrere Jahre, dem Burnout zu entgehen, wird blind für jedes Anzeichen und stempelt das Konzept letzten Endes als Aberglauben ab. Wäre ich drogenabhängig, wäre das anders scheiße, aber zumindest wäre das Problem ziemlich leicht zu erkennen und einzugrenzen. (Es ist nicht leichter zu bekämpfen, versteht mich nicht falsch!) Ab wann ist aber Arbeit zu viel Arbeit? Alltag zu viel Alltag? 

Psyche und Emotionen sind subjektive Bauwerke. Während meine Angst vor der Dunkelheit eine kleine Hütte ist, ist es im Kopf des Nächsten ein Hochhaus. So bauen wir uns über die Jahre hinweg eine kleine Stadt der Emotionen auf, ohne zu wissen, wie die inneren Städte der anderen aussehen. Wir können die Größenverhältnisse nicht einschätzen. Eigene Ängste und Sorgen kann man niemals mit denen anderer vergleichen. Subjektiv. Scheiße zu messen. Unsichtbar. Mein ausgebranntes Inneres liegt im Verborgenen. Man merkt es mir an, sieht aber die Ausmaße nicht.

Niemand hatte damit gerechnet. Ich selbst nicht. Die Arbeit schien so übersichtlich. Der Alltag so machbar. Am Ende ist einfach alles zu viel. Jede Nachricht. Jeder Wunsch. Er mag noch so klein sein. Solange ich das Gefühl habe, in irgendeiner Schuld zu stehen, drehe ich durch. Ich könnt heulen, tu es aber nicht. Bringt halt nichts. Einfach die Nachricht beantworten und hoffen, dass keine weitere Verpflichtung eintrudelt. Pustekuchen. Es ist ein reißender Strom aus Gefallen und Gefälligkeiten, in dem ich ertrinke, obwohl er von außen betrachtet ein schmaler, nicht allzu tiefer Bach ist.

Das klingt jetzt alles ziemlich schlimm. Es ist nicht gut, aber es sind die wichtigsten Schritte zur Besserung getan. Erkannt ist halb gebannt oder so ähnlich. Mit der Erkenntnis kann ich arbeiten. Ich kann es kommunizieren. Und mir wieder ein Mahnmal in mein Blog schreiben. 

Dem Burnout entgehen und durchatmen

Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich brauche manchmal eine Pause. Von allem. Ich möchte mich einschließen und mich von jeglicher Pflicht befreien. Ich möchte nicht faul sein, sondern nach meinen eigenen Vorstellungen arbeiten, anstatt den Befehlen und Erwartungen anderer zu genügen. Denn davon habe ich aktuell mehr als genug. Zwischen den Reisen zu Freunden und Familie, gibt es Hochzeiten zu fotografieren und Theaterworkshops zu leiten. Und während weitere Aufgaben hinzukommen, bleiben die alltäglichen Verpflichtungen mindestens so groß wie zuvor. Dass aber neue hinzukommen, sehen die meisten ja gar nicht. Selbst ich verdränge dieses Problem allzu oft. „Dem Burnout entgehen und durchatmen“ weiterlesen

60 Jahre EU auf den Punkt gebracht

Ich poste eigentlich ungern ein Facebook-Video, aber da das YouTube-Pendant (noch) nicht übersetzt wurde, hatte ich keine andere Möglichkeit, Esteban González Pons hier zu Wort kommen zu lassen. Er spricht zur 60-Jahr-Feier der Europäischen Union über die Quintessenz dieses Bündnisses. Er fasst die Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft treffend und mit den richtigen Worten zusammen. Wahrscheinlich fliegen tagein tagaus solch wortgewaltige Reden durchs Netz, aber ich finde sie so selten und ich war so beeindruckt von dieser Rede, dass ich nicht widerstehen konnte, sie zu verbreiten. Gönnt euch dieses Video und gönnt euch die Demokratie, die uns die EU ermöglicht. Und vergesst nicht, für Demokratie einzustehen und gegen Politikverdrossenheit aufzustehen. Amen.

Wer von euch hat schon mal das Wort Demokratie gehört?

Solche und ähnliche Fragen stelle ich, wenn ich mit dem Verein Creative Change unterwegs bin. Wir bilden ein Team aus vier bis fünf jungen Erwachsenen und führen Workshops an deutschen Schulen durch. Die Themen sind Demokratie, Integration und allgemeine Sozialkompetenzen. Wir diskutieren, klären auf und spielen Theater. Auf kreative Art und Weise vermitteln wir ein Weltbild, das von Respekt geprägt ist. Wieso ich das mache? Weil es in Zeiten von erstarktem Rechtspopulismus für mich eine Selbstverständlichkeit ist, sich für unsere demokratischen Grundwerte einzusetzen.

Das Projekt begann mit der Flüchtlingswelle aus Syrien. Die Schulen, die wir besuchten, hatten bereits syrische Kinder aufgenommen und wir erlebten hautnah, wie unterschiedlich die Integration funktionierte. Wir konnten Unterschiede in den verschiedenen Altersstufen ausmachen und Vorurteile in den neuen und alten Bundesländern vergleichen. (Je jünger die Schüler, desto besser klappt die Integration. Im Osten Deutschlands gab es vermehrt Vorurteile, Wissenslücken und Fehlinformationen.)

Falls ihr also die Gelegenheit habt, helft. Helft denen, die es schwerer haben als ihr selbst. Helft den Flüchtlingen aus Kriegs- und Krisengebieten. Helft den Jugendlichen, die perspektivlos rechtes Gedankengut aufsaugen. Wir kämpfen einen Kampf, den wir nicht mit Gewalt und Hass austragen können. Nur die, die die Welt als Einheit sehen, können einen Wandel in eine bessere Zukunft bewirken.

Designer aufgepasst: Affinity statt Adobe

Ich benutze bereits seit einigen Jahren Affinity Designer und Photo als Ersatz für die äquivalenten Produkte von Adobe. Ich liebe diese Tools und benutze sie tagtäglich. Zu gerne würde ich sie auf mehr PCs und Macs wiederfinden. Bislang fehlte mir aber das letzte Totschlagargument, um sie vorbehaltlos weiterempfehlen zu können. Ich wartete sehnsüchtig auf die Veröffentlichung von Affinity Publisher, um das Produkt-Triumvirat als ernstzunehmende Creative-Suite an Designerinnen und Designer weiterzuempfehlen. Doch bevor das geschah, hat Affinity begonnen die Programme für Windows zu veröffentlichen. Und dann entdeckte ich erst jetzt dieses Video, welches eindrucksvoll zeigt, dass Affinity Designer nun auch noch für UI-Zwecke optimiert wurde. Was für viele ein eigenes UI-Programm wert ist, ist nun Bestandteil des Hauptprogramms von Affinity und es sieht fantastisch aus.

Kurzum: Affinity gibt es jetzt auch für Windows und es wächst zu einem mächtigen Design-Tool heran, welches in Teilen besser als Photoshop ist und weitaus günstiger (ca. 50 €).

Bereits vor zwei Jahren machte ich mir Gedanken zu Affinity. Seitdem hat sich viel verändert. Nur meine Meinung nicht. Hier der Beitrag:

Affinity Photo – Professional image editing software for Mac

STOP THAT SHIT: Key-Reseller sind Betrüger

Wem G2A, G2play und Kinguin ein Begriff sind, horcht her. Key-Reseller sind eine einzig große Geldwäsche für Kreditkartenbetrüger. Wer also auf G2A und Konsorten ein Spiel zum Schnäppchenpreis ergattert, finanziert damit vorrangig Verbrecher. Vor allem kleine Entwickler leiden an den Rückzahlungen durch Kreditkartenunternehmen und dem zusätzlichen Aufwand.

Natürlich habe ich früher auch schon selbst ein paar Games darüber gekauft. Es fühlt sich halt legal an. Man bezahlt und lädt dann ein Spiel auf den bewährten Plattformen wie Steam und Origin herunter. Woher die günstigen Schlüssel kommen? Natürlich von supernetten Menschen, die zufällig 100 Keys zu viel beim Humble Bundle gekauft haben. Oder die Keys sind vom LKW gefallen. Na klar.

Und mir ist natürlich klar, dass Teile des Markts wirklich legal sind, und dass man so einen Markt vielleicht sogar braucht, wenn alles nur noch digital ist. Das Problem ist aber, dass das Weiterverkaufen von Keys in seiner jetzigen Form zu kriminell ist, um es mit gutem Gewissen zu unterstützen.

Wenn euch das jetzt nicht genug Infos waren oder ihr grundsätzlich anderer Meinung seid, kann ich euch noch folgende Artikel und Berichte ans Herz legen:

G2A, Piracy, and the Four Currencies:

When you buy a key on G2A, a lot of the time you’re buying a Steam Key somebody bought with a stolen credit card. When the cardholder inevitably finds out, they issue a chargeback and the credit card company refunds them, taking the money from the store (plus a fee), and giving it to the fraud victim. This means the store (or developer if they’re selling direct) made negative money on the sale of that key, […].

G2A sold $450k worth of our game keys:

The problem is that this business model is fundamentally flawed and facilitates a black market economy. I’ve spoken to a merchant on G2A about how he’s making $3-4k a month, and he outlined the core business model:

  • Get ahold of a database of stolen credit cards on the darkweb
  • Go to a bundle/3rd party key reseller and buy a ton of game keys
  • Put them up onto G2A and sell them at half the retail price

IndieGameStand has had $30,759.42 in fraudulent credit card charges and transactions:

This scam really pisses me off – mainly because these people aren’t stealing from large rich corporations but taking advantage of smaller companies and indie developers. For indie developers and sites like IndieGameStand, every purchase means a lot.

The Key Masters: Reselling and the Games Industry:

Fast2Play, Kinguin and G2Play are sites which are all owned by a company called 7 Entertainment. Fast2Play is a store where keys are sold to customers, whereas Kinguin is a “marketplace” which allows users to sell keys between themselves. G2A are a separate entity: their business also has both store and marketplace components.

All of these sites had listings for the game but were unable to supply any proof that they were genuine copies that we had authorised. We had never received a share of sales from any of them.

Pokémon GO

Am 27. Februar 1996 – an meinem fünften Geburtstag – erschien Pokémon in Japan. Ich war achteinhalb, als ich im Oktober 1999 die Blaue Edition auf einem Flohmarkt in Borken von meinen Eltern erbettelte. Pokémon war damals weitesgehend unbekannt in Deutschland. Die Serie lief erst seit Kurzem auf RTL 2 und diese Werbung hat (hoffentlich) nicht wirklich zum Erfolg beigetragen.

Wo ich heutzutage stundenlang Reviews und Videos zu den neuesten Spielen studiere, zog mich Pokémon einfach so in seinen Bann. Das blaue Case war meine Trophäe und mein Game Boy Pocket der treue Wegbegleiter. Wir präsentierten unsere Pokémon auf dem Schulhof und trafen uns zum Kämpfen und Tauschen. Mit der zweiten Generation und den Editionen Silber und Kristall endete mein intensives Erlebnis. Fortan schaute ich nur noch der jüngeren Generation über die Schulter, wie sie mit neuen Pokémon spielten. Ich hätte auch gerne einen Game Boy Advance oder später den Nintendo DS gehabt, aber auch nur wegen Pokémon.

Wie man sieht, ist meine Pokémon-Nostalgie durchaus berechtigt. Zumal ich die Serie um Ash Ketchum auch oft genug gesehen habe. Die Titelmelodie („Ich will der Allerbeste sein …“) summe ich regelmäßig im Alltag. Den ersten Kinofilm sah ich mindestens als VHS-Kassette und den zweiten Film im Kino.

Ich wähle dich, Smartphone!

Mehr als ein Jahrzehnt später: Pokémon GO wurde angekündigt. Der Trailer faszinierte mich und ich wünschte mir sehr, dass die Inszenierung auch nur annähernd das Spielgefühl repräsentieren würde. Pokémon war schon immer ein sehr mobiles und soziales Spiel. Eine Umsetzung für moderne Smartphones machte also absolut Sinn, aber mit 25 Jahren wurde mein Gamer-Herz schon das eine oder andere Mal gebrochen. Versprechen werden in dieser Branche selten gehalten. Gute Spiele werden nicht versprochen, sondern kommen unerwartet aus dem Nichts. So wie Pokémon es einst vorgemacht hat.

Als es schließlich offiziell in Deutschland erschien, war ich hin und weg. Im wahrsten Sinne. Denn ich fuhr gerade in den Urlaub. Und besser konnte eine Pokémontrainerkarriere nicht starten. Wie Ash zog ich aus Alabastia raus in die Welt, um ein Pokémonmeister zu werden. Jeder Fund wurde zelebriert und jedes schlüpfende Ei brachte Wunder und Spannung. Das Spiel war trotz aller technischen Fehler ein Volltreffer. Als Pokémonfan der ersten Stunde, wurde ich perfekt abgeholt.

Normalerweise bin ich allein mit meiner Faszination für solche Phänomene, doch alle um mich herum spielten Pokémon GO. Egal ob 10 Jahre jünger oder 20 Jahre älter. Meine Freunde kauften sich Powerbanks, die sie zuvor nie brauchten. Neue Smartphones wurden bestellt, um mitspielen zu können. Technikmuffel wollten auf einmal die neuesten Gadgets und Bewegungsmuffel wollten ihre 10km-Eier schlüpfen sehen. In meiner näheren Umgebung brach ein Wahn aus, den ich für ein Videospiel niemals für möglich hielt. Die Nerds hatten endgültig die Weltherrschaft an sich gerissen.

Relaxo versperrt den Weg

Nach mehreren Wochen, hatte ich ein paar verrückte Erlebnisse. Nachts um 1 Uhr war ich mit einem Freund in Freiburg unterwegs und wir fanden uns irgendwann zwischen 30 anderen Spielern wieder. Lockmodule wurden aktiviert, Pokémon-Namen ausgerufen, Werte kontrolliert und von irgendwo her plärrte die Titelmelodie („Ich will der Allerbeste sein …“). Ein paar Tage später im Hammer Park in Hamburg. Um 22 Uhr wanderten Hunderte Spieler wie Zombies durch die Parkanlage. Überall wurde gespielt und keiner komisch angeguckt. Plötzlich war Aufruhr und die ersten Spieler rannten aus dem Park. Ich überprüfte meinen Radar und entdeckte den Grund. Relaxo ist unweit des Parks erschienen. So einen Fund lässt man sich natürlich nicht entgehen und wir rannten hinter der ersten Gruppe her. Zwei Dutzend Spieler standen bereits auf der Straße vor einer Pizzeria und jubelten über den Fang des Tages. Als ich mein Exemplar gefangen hatte, kam eine Armada aus Hundert weiteren Menschen auf uns zugerannt. Eine Frau fragt mich neugierig, was hier los sei. Ich erklärte es ihr grob, sie fragte bloß, ob es was mit diesem „Pokémon“ zu tun hätte. Ich nickte. Sie nickte. Alles klar. Die Welt wusste Bescheid. Pokémon sind aus irgendeinem verrückten Grund in der Gesellschaft angekommen. Echter konnte kein Kindertraum werden.

Viel ist von diesem Traum nicht geblieben, aber diese ersten Tage waren intensiv und voller Abwechslung. Es waren Tage, an die man sich rückblickend erinnern wird, wie ich mich an die Blaue Edition zurückerinnere. Eine verrückte Zeit, die man nicht wiederholen oder nachempfinden kann. Die Welt stand für einen kurzen Moment Kopf und alle spielten oder sprachen über Pokémon. Ich würde gerne mehr und weiter mit diesem Spiel mitfiebern, aber die Entwickler von Niantic, so gut sie auch das Chaos überstanden haben, sind einfach keine guten Spieleentwickler. Sie sind langsam und unkommunikativ. Neue Features werden lange auf sich warten lassen und sie werden sich wenig bis gar nicht an der Community orientieren. Das haben mir die letzten Wochen gezeigt und die Erfahrungen, die andere Spieler mit dem Vorgängerspiel Ingress gemacht haben. Wenn es anders kommt, freue mich natürlich. Ansonsten bin ich gewappnet und habe eine tolle Erfahrung gemacht und diese mit anderen geteilt.

Und jetzt muss ich nochmal raus. Kilometer machen, Arenen bekämpfen und Taubsi fangen.

Spoiler, Leaks und Fantheorien

Es gibt Themen in der Nerdlandschaft, die unberührt an mir vorbeiziehen (Doctor Who). Dann gibt es diese popkulturellen Phänomene, die ich halbwegs aktiv, aber eher passiv verfolge (Harry Potter). Und ich habe natürlich auch meine Lieblinge. Dazu zählt neben Star Wars ganz klar Game of Thrones. Hierbei entwickle ich eine schier ungesunde Infromationspflicht. Ich kann mich stundenlang durch Fantheorien lesen, die niemals eine Relevanz haben werden in den Originalgeschichten, geschweige denn in meinem alltäglichen Leben. Wo ich früher Spoiler gemieden habe wie die Pest, gehören sie nun zur Faszination dazu, sie tragen gar hauptsächlich dazu bei.

Meine Hauptquelle für Zusatzinformationen ist Reddit. Eigentlich sollte man einen großen Bogen um Reddit machen. Dafür gibt es zahlreiche traurige Gründe. Doch so sehr Reddit auch von Arschlöchern untergraben wird, so gut sind teilweise die Beiträge und Linksammlungen für spezifische Themen. Die Nutzer kommentieren aktuelle Episoden oder diskutieren komplizierte Theorien. Im Subreddit /StarWarsLeaks habe ich zum Beispiel meinen Hype zu The Force Awakens über ein Jahr lang vor Erscheinen des Films ausgelebt. Und obwohl ich mich darüber fast komplett gespoilert habe, hatte ich eines meiner besten Filmerlebnisse.

Meinen Hunger nach Game of Thrones-Bissen stille ich über die Subreddits /gameofthrones und /asoiaf. Dort wird auf hohem Niveau und mit viel Witz über die Serie und die Bücher von George R.R. Martin gefachsimpelt. Dank der Voting-Funktion kann man sich darauf verlassen, dass meistens die besten oder lustigsten Beiträge hervorgehoben werden. So kann man schnell überfliegen, was beliebt ist, und man verschwendet keine Zeit damit, sich durch eine endlose Liste von Nichtigkeiten zu scrollen.

Falls ihr also auch ein Fandom habt, dass ihr leidenschaftlich verfolgt, dann traut euch und lasst euch spoilern.